Hamburger Knaller zündet nicht
Die Veolia Towers verpassen in einer spannenden Schlussphase die Entscheidung und verlieren 86:91 gegen die Basketball Löwen Braunschweig. Fünf Spieler punkten bei der achten Saisonniederlage zweistellig. Jordan Barnett wird mit 20 Punkten Topscorer.
Benka Barloschky: „Das Spiel war gegen eine sehr, sehr gute Mannschaft bis zur letzten Sekunde offen. Ich möchte nicht den Fehler machen, diese Niederlage mit der in Rostock zu vergleichen. Ich glaube, wir haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt, anders gespielt, deutlich besser gespielt. Am Ende haben wir gegen eine Mannschaft verloren, die am Ende den Dreier getroffen hat, während wir daneben geworfen haben. Das bringt am Ende die Entscheidung. Ich bin aber zufrieden, wie wir uns präsentiert haben. Auch wenn es heute weh tut. Wir können aber mit erhobenem Haupt vom Feld gehen. Wenn das unsere Grundlage ist und wir von hieran besser werden, dann ist alles in Ordnung.“
Jordan Barnett: „Es fällt mir schwer, jetzt die richtigen Worte zu finden. Ich hatte das Gefühl, dass wir über weite Strecken ein wirklich gutes Spiel gemacht haben. Es lief darauf hinaus, dass die letzten Angriffe das Spiel entscheiden werden. Und in den Momenten haben wir die Würfe nicht getroffen, Braunschweig aber schon. Das schmerzt. Aber wir müssen jetzt zusammenstehen und geschlossen im neuen Jahr wieder angreifen.“
Die Veolia Towers starteten mit einem Knall. Besser gesagt Kenneth Ogbe, der den Ball mit Nachdruck durch die Reuse drückte. Hätten die 3400 Fans in der zum dritten Mal diese Saison ausverkauften Inselpark Arena nicht sowieso schon gestanden, so hätte die erste Korbaktion dazu animiert. Auch die Defensive, mit der die Hamburger ins Spiel gestartet waren, hatte durchaus Standing Ovations verdient. War sie doch nicht weniger druckvoll. Das musste auch Löwentrainer Jesus Ramirez anerkennen, der nach nicht einmal vier Minuten die erste Auszeit anordnete. Trotz Kurzunterbrechung blieben aber die Hanseaten spielbestimmend. Das vor Spielfreude strotzende Duo Jordan Barnett und Kenneth Ogbe, die zusammen 14 Zähler im ersten Viertel auf den Bogen brachten, sowie Jaizec Lottie beförderten den Vorsprung in den zweistelligen Bereich. Nach einem Alley-Oop-Dunk von Camron Reece, der als Kooperationsspieler sein fünftes und damit vorerst letztes BBL-Spiel für die Towers bestritt, dampfte Braunschweig den Vorsprung aber ein – mit einem späten Dreier zum 24:22-Viertelstand.
Towers krempeln die Ärmel hoch
Dass die Basketball Löwen zum Start des zweiten Viertels erstmals in Führung gehen konnten, zeigte einmal mehr, dass die Gäste mittlerweile durchaus probate Mittel gegen den Hamburger Druck gefunden hatten. Mit einem 7:0-Lauf brachten sich die Braunschweiger auf ebenso viele Zähler in Front. Nicht das zwischenzeitliche Ergebnis, sondern der zeitweise Auftritt seines Teams schien Benka Barloschky gar nicht zu schmecken. Erst flogen in einer Auszeit lautstark Anweisungen, dann das Jackett. Wie der Head Coach krempelten auch seine Schützlinge, sinnbildlich, die Ärmel hoch und verteidigten die Löwen, die ihrerseits immer wieder auf eine Zone setzten, über das gesamte Feld. Die daraus resultierenden schwierigen Abschlüsse münzten die Veolia Towers in einen 6:0-Zwischenspurt um. Das Spielgeschehen war, nicht nur statistisch, absolut ausgeglichen. Ebenso wie der Score, nachdem Kur Kuath seinen zum Markenzeichen gewordenen Alley-Oop vollendet hatte. Dass Braunschweig dann jedoch in nur 33 Sekunden sechs weitere Zähler auflegen konnte, machte die Zwischenrechnung hinfällig. Jordan Barnett, nach 20 Minuten bereits bei 15 Punkten, konnte per Dreier verkürzen, Braunschweig blieb zur Halbzeit (44:47) aber in Führung.



Weil die Spieluhr streikte, begann die zweite Hälfte mit rund zehnminütiger Verspätung. Während auf den Anzeigewürfeln fortan gähnende Leere herrschte, waren die Kontrahenten direkt wieder hellwach. Braunschweigs TJ Crockett hechtete einem nahezu aussichtslosen Anspiel hinterher, Kur Kuath testete mit zwei kraftvollen Dunks die Stabilität der Korbanlage. Mit Dreiern von Osaro Rich und Niklas Wimberg holten sich die Veolia Towers die Führung zurück. Doch nicht nur offensiv waren die Hamburger wieder voll da. Gleich zweimal brachte Jaizec Lottie seine Hände in den Passweg. Abschütteln ließen sich die Basketball Löwen aber nicht. Über vier Minuten ging es auf dem Feld zwar hin und her, auf der Punktetafel tat sich zwischen beiden Teams jedoch nahezu nichts. Überstehen sollte die knappe Hamburger Führung das dritte Spielviertel aber nicht. Stattdessen war es ein 6:0-Schlussspurt der Gäste, der den 70:74-Viertelstand herbeiführte.
Entscheidung fällt in den letzten Angriffen
Der Beginn des Schlussabschnitts machte den Anschein, dass beide Teams händeringend versuchten, Fehler zu vermeiden. Was jedoch genau zum Gegenteil führte. Zwei Ballverluste der Veolia Towers nutze Braunschweig für ein kurzes Fünf-Punkte-Plus. Einen Fehlpass der Basketball Löwen umrandeten die Towers mit zwei Dreiern, um sich innerhalb von 38 Sekunden die Führung zurückzuholen. Das stetige Hin und Her sorgte für reichlich Zündstoff. Nach Brae Ivey erhielt auch Braunschweigs TJ Crockett ein technisches Foul. Und die Brisanz des finalen Spieltags des Kalenderjahres übertrug sich vom Parkett auf die Ränge. Unter dem anwachsenden Lärmpegel, der einem Silvesterfeuerwerk glich, schienen die Löwen die besseren Nerven zu haben. Sechs Zähler trennten beide Teams zum Start der Crunchtime. Die die Veolia Towers jedoch ohne Anführer Brae Ivey bestreiten mussten, der nach einem unsportlichen Foul vorzeitig ausschied. Nur 96 Sekunden später aber folgte der nächste Knall. Nachdem nun auch Braunschweigs Crockett mit unsportlichem Foul vorzeitig in die Kabine musste, konnte Jaizec Lottie nach einem weiteren Ballgewinn wieder ausgleichen. Kenneth Ogbe hatte darauf den sprichwörtlichen Knaller in der Hand. Anders als Luka Scuka im Folgeangriff aber verpasste der Hamburger aus der Distanz. Die Entscheidung war gefallen, das anschließende Freiwurf-Wirrwarr blieb folgenlos und konnte die 86:91-Niederlage nicht mehr abwenden.
Stats: Ivey (11, 6 Ast.), Rich (3), Lottie (13, 4 Reb., 6 Ast., 3 Stl.), Möller, Grey, Reece (4), Wimberg (11), Barnett (20, 7 Reb.), Stove, Kuath (17, 9 Reb.), Ogbe (7, 3 Reb., 3 Ast.)