Fabian Giessmann im Vordergrund, Benka Barloschky im Hintergrund

„Ich lebe und fühle Basketball“

Fabian Giessmann kam Anfang des Jahres auf Leihbasis vom 3×3 Team St.Pauli zu den Veolia Towers, verstärkt den Trainingsbetrieb, ist in der easyCredit BBL und im BKT EuroCup sowie für Kooperationspartner SC Rist Wedel spielberechtigt. Und will lernen: klassischen Basketball. Denn während der 19-Jährige in der 3×3-Variante nach den U18- und U23-WM-Titeln bereits zur Weltspitze zählt, steht seine Karriere im Fünf-gegen-Fünf noch ganz am Anfang.

Du bist seit knapp drei Wochen in Hamburg – wie hast du die ersten Tage erlebt?

Es ist unglaublich viel passiert, die Zeit verging wie im Flug. Das alles zu ordnen, fällt mir gar nicht so leicht. Es sind ganz viele neue Dinge auf mich eingeprasselt – neue Stadt, neue Menschen, ein neues Team, neue Systeme. Da muss ich erst einmal reinfinden. Aber ich glaube, das bekomme ich hin. Ich habe direkt gemerkt, wie professionell hier gearbeitet wird, mit wie viel Ernsthaftigkeit.

Kannst du dich noch erinnern, wann du das letzte Mal im 5-gegen-5 (Wettkampf) gespielt hast?

Das ist fünf Jahre her, als 14-Jähriger in der U16, U18 und teilweise bei den Herren im TK Hannover. Das ging aber nie über die Landesliga hinaus.

Du hast deinen Einstand im EuroCup und der BBL bereits gegeben – wie nimmst du die beiden Wettbewerbe wahr?

In beiden Ligen wird sehr physisch gespielt. Das habe ich direkt gemerkt. Das hat mich ein bisschen an meine Zeit in Hannover erinnert – wo ich sehr jung und gerade im Herrenbereich körperlich unterlegen war. Athletisch sind die Spieler auch auf einem ganz anderen Niveau, dazu allgemein sehr groß. Aber am ehesten hat mich der Basketball-IQ gepackt. Die Spieler in der BBL und im EuroCup sind auf einem extrem hohen Level. Das kannte ich in diesem Maße bisher noch nicht. Das Spiel ist sehr von Taktik geprägt.

Fabian Giessmann auf dem Feld im Spiel gegen Venedig
Gegen Venedig feierte Fabian Giessmann sein Towers-Debüt. | Foto: Justus Stegemann

Worin unterscheidet sich für dich die klassische Basketball-Variante an meisten vom 3×3?

Da beim 3×3 nur drei Spieler auf dem Feld stehen, es einen Auswechselspieler gibt, hat jeder Einzelne deutlich mehr Verantwortung. Die Spielzeit beträgt nur zehn Minuten. Das klingt vielleicht wenig, aber es fühlt sich an wie ein Dauersprint. Es gibt keine Pausen. Wenn man einen Korb gemacht hat, dann geht es direkt in die Verteidigung. Das macht das Spiel allgemein schneller – der Ball hält nahezu nie an. Es gibt viele Abschlüsse, die meisten Aktionen passieren im Eins-gegen-Eins. Insgesamt gibt es viele Unterschiede zum klassischen Basketball, den ich viel langsamer und deutlich stärker von Taktik geprägt empfinde.

Meinst du, die beiden Varianten lassen sich professionell miteinander verbinden und in Zukunft parallel betreiben?

Ich denke schon, es gibt genug Beispiele dafür. Kevin Yebo, Kostja Mushidi, selbst Dennis Schröder – sie sind alle Profis. Und sind im Sommer auch beim 3×3 dabei. Ich habe selbst schon gegen sie gespielt. Das zeigt doch einfach, dass man theoretisch auch beides machen kann. In der Praxis ist es aber gar nicht so einfach, die Terminpläne in beiden Wettbewerben übereinander zu legen. Die Saison im 3×3 geht von März bis Dezember. Es gibt fast jede Woche ein Turnier – weltweit. Es kann passieren, dass du in sehr kurzer Zeit zwischen China, Kanada und Europa pendelst. Durch das 3×3 war ich in unglaublich vielen Ländern und habe viel gesehen.

Im 3×3-Jugendbereich hast du bereits viel gewonnen. Welche Ziele verfolgst du in der klassischen Basketball-Variante?

Im ersten Schritt will ich richtig reinkommen in das klassische Spiel. Aber das Ziel ist die NBA. Das sollte jeder, der Basketball spielt, am Anfang haben, also ganz nach oben wollen.

Fabian Giessmann verteidigt Venedigs Kabengele
An den Aufgaben wachsen – Youngster Fabian Giessmann gegen Venedigs Mfiondu Tshimanga Kabengele, den besten Center im BKT EuroCup. | Foto: Justus Stegemann

Welchen Stellenwert hat der Basketball in deinem Leben?

Der Basketball ist für mich extrem wichtig. Einerseits bin ich abhängig davon, nicht nur ich, sondern meine ganze Familie. Ich kann dadurch finanziell für meine Familie, meine Mama und meine zwei jüngeren Brüder, sorgen. Andererseits lebe und fühle ich Basketball. Er kann mich glücklich, aber gleichzeitig auch traurig machen. Nach Siegen fühlt es sich ein bisschen an wie der beste Tag deines Lebens. Nach Niederlagen fühle ich mich scheiße. Der Sport macht sehr viel mit mir.

Was zeichnet dich abseits des Feldes aus?

Ich interessiere mich sehr für Sport im Allgemeinen. Schaue sehr viel Football, Fußball. Ich habe sehr viele Sportarten selbst schon ausprobiert – Fußball, Leichtathletik, selbst Wasserball habe ich gespielt. Ich liebe die Energie und die Mentalität im Sport und fand es schon immer spannend, zu erleben wie Sportler ticken. Mich faszinieren die Typen dahinter, wie sie ihre Ziele verfolgen und nie aufgeben.

Du hast zuletzt in Hannover noch bei deiner Mutter gewohnt, bei der du aufgewachsen bist. Wie ist es jetzt für dich, zum ersten Mal allein zu wohnen?

Ich wohne in einer WG mit Jared und Cam zusammen. Das fühlt sich ein bisschen wie Internatsleben an. Na klar, vermisse ich aber meine Mutter und meine Brüder.