Jordan Barnett und Brae Ivey mit Freudensprung nach Sieg gegen Jerusalem

Stoische Ruhe beschert Vorweihnachtssieg im EuroCup

Die Veolia Towers behalten in einer unübersichtlichen Partie über 40 Minuten die Ruhe und belohnen sich mit einem 82:80-Sieg gegen Hapoel Bank Yahav Jerusalem. Fünf Hamburger punkten zweistellig – Jaizec Lottie wird beim dritten Hamburger Sieg im BKT EuroCup mit 18 Punkten Topscorer.

Benka Barloschky: „Ich bin superglücklich über den Sieg. In diesem Wettbewerb zu gewinnen, ist sehr hart. Dass wir so ein enges Spiel, gegen einen extrem guten Gegner trotz wenig Wurfglück gewinnen, macht mich heute wohl am meisten stolz. Denn es sagt sehr viel über unsere Verteidigung aus. In den entscheidenden Momenten haben wir gut am Ring abgeschlossen und uns die Offensivrebounds geholt. Das hat uns letztlich den Sieg beschert.“

Jaizec Lottie: „Wir haben im Training viel darüber gesprochen, wie gut wir sein können. Wenn wir uns treu bleiben, dann glaube ich, können wir jedes Team schlagen. Für mich persönlich war es ein besonderes Spiel, denn mein Papa und meine Oma haben uns heute am Spielfeldrand angefeuert. Das hat mir einen extra Push gegeben. Es ist großartig, dass wir uns den Sieg geholt haben.“

Niklas Wimberg: „Credits an unseren Coach. Er hat uns darauf vorbereitet und dafür gesorgt, dass wir die Ruhe behalten. Es war klar, dass Jared Harper seine Pfiffe bekommen und oft an der Freiwurflinie stehen wird. Daher war es an uns, trotzdem bei dem zu bleiben, was wir uns vorgenommen hatten. Wir haben gerade einen sehr guten Rhythmus, den wir uns über den Jahreswechsel beibehalten wollen. Und dann werden wir sehen, wohin die Reise im EuroCup noch geht.“

Trotz klarer Rollenverteilung, immerhin reiste Hapoel Bank Yahav Jerusalem als Tabellenzweiter und mit MVP-Kandidat Jared Harper in den Reihen an, spielten die Veolia Towers direkt unbekümmert auf. Und die Lockerheit stand den Hamburgern ausgesprochen gut. Allen voran Kur Kuath, der mit sehenswerten Rebounds und sechs schnellen Punkten zur Stelle war, sprühte nur so vor Spielfreude. Der verdiente Lohn war eine frühe Führung. In der Defensive zeigte sich die Mannschaft von Benka Barloschky ebenso facettenreich – trieb Jerusalem mal über das gesamte Feld, switchte viel oder streute ansatzlos eine Zone ein. Trotz des Hamburger Variantenreichtums aber fanden die Gäste zur Mitte des ersten Viertels besser ins Spiel und brachten sich nach rund siebeneinhalb Minuten zum ersten Mal in Front. Zwar besorgte Camron Reece per Highlight-Dunk kurzzeitig den Ausgleich. Weil Jerusalem jedoch die schwankende Linie der Unparteiischen besser zu nutzen wusste, blieben sie – trotz eines Treffers von Niklas Wimberg in der letzten Sekunde – zum Ende des ersten Viertels (21:22) in Führung.

Towers-Lauf wird zum Momentum-Changer

Zufriedenheit machte sich bei Hapoel jedoch nicht breit. In der Viertelpause kassierte Tarik Phillip ein technisches Foul. Und servierte den Veolia Towers damit einen Momentum-Changer auf dem Silbertablett. Dank eines 9:0-Lauf zu Beginn des zweiten Abschnitts rissen die Hamburger die Führung wieder an sich. Stimmung kam in der mit 1187 Zuschauern gefüllten Inselpark Arena aber nur schwerlich auf. Jedoch trübte nicht etwa Hapoel Jerusalem, das sich gegen die zehrende Towers-Defensive sichtbar schwertat, die gute Laune – stattdessen waren es erneut die Unparteiischen, die Kopfschütteln hinterließen. Trotz stoischer Ruhe fiel es den Hamburgern nicht leicht, sich auf die Regelinterpretationen einzustellen, was nicht zuletzt im vorübergehenden deutlichen Ungleichgewicht der Foulverteilung Ausdruck fand. Und wieder profitierten die Gäste davon, die Punkt um Punkt aufschlossen und per Dreier von Jared Harper, mit 15 Zählern einziger Spieler mit zweistelliger Ausbeute zur Pause, zum 43:43-Halbzeitstand ausgleichen konnten.

Nach dem Seitenwechsel schien zunächst die Luft ein wenig raus zu sein. In etwas mehr als drei Minuten kamen die Veolia Towers zu fünf, Hapoel zu vier weiteren Zählern. Per Ballgewinn und anschließendem Fastbreak-Abschluss brachten Brae Ivey und Kur Kuath etwas Tempo ins Spiel. Was sich als durchaus zuträglich für die Ansehnlichkeit herausstellte. Mit einer Zone versuchten die Gäste, die Hamburger direkt wieder auszubremsen. Johnathan Stove fand dennoch einen Weg, sich bis zum Ring durchzutanken. Ebenso wie Osaro Rich. Und Kur Kuath, der mit seinem mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen Alley-Oop einen knappen Vorsprung erst einmal untermauerte. Während beide Teams mit aller Macht versuchten, die Konzentration hochzuhalten, hielten sich allerdings auch die teils slapstickartigen Regelauslegungen der ebenfalls mit aller Kraft am Spielgeschehen teilhaben wollenden Unparteiischen. Dennoch schafften es die Hamburger, einen knappen 62:60-Vorsprung aus dem dritten Viertel mitzunehmen.

Unermüdliche Moral beschert den Sieg

Nicht nur Towers-Rekordscorer Anthony Canty, der mit seiner Familie Courtside Platz genommen hatte und sich immer wieder unter seiner Kapuze verstecken musste, suchte seit längerer Zeit vergebens nach einem flüssigen Spielgeschehen. Stattdessen verrichten beide Teams, im Rahmen der Möglichkeiten, Stückwerk. Die Hamburger blieben knapp in Front. Ein fast wie aus dem Nichts ertönendes unsportliches Foul von Jerusalems Phillips, der damit aufgrund des vorangegangenen technischen Fouls vorzeitig aus der Partie ausschied, konnten die Hanseaten in einen Sechs-Punkte-Vorsprung ummünzen. Nur zwei Minuten später war Jerusalem jedoch wieder auf zwei Zähler herangerückt. Weitere 120 Sekunden später glich Jared Harper aus. Die finalen 90 Sekunden entschädigten dann aber vollends für das vorangegangene Geschehen. Denn sie einmal mehr bestimmt von der unermüdlichen Moral, mit der die Veolia Towers dem israelischen Topklub und allen Begleiterscheinungen trotzten. Der verdiente Lohn war der 82:80-Erfolg, den Niklas Wimberg von der Freiwurflinie krönte.

Stats: Ivey (12, 6 Ast.), Rich (2), Lottie (18, 4 Reb., 6 Ast.), Grey (4), Reece (2), Wimberg (12, 5 Reb.), Barnett (6), Stove (10, 8 Reb.), Kuath (14, 11 Reb., 3 Stl.), Ogbe (2, 4 Reb.), Turudic (3 Reb.)