Jaizec Lottie Jubel gegen Ankara

Towers entzaubern EuroCup-Schwergewicht

Die Veolia Towers setzen sich mit 89:77 gegen Turk Telekom Ankara durch und feiern damit den ersten Heimsieg im BKT EuroCup seit über anderthalb Jahren. Gleich fünf Spieler punkten zweistellig – Osaro Rich wird mit 16 Punkten Topscorer.

Benka Barloschky: „Wir sind superglücklich über den Heimsieg gegen ein sehr, sehr gutes Team. Sie sind nicht umsonst eines der besten Defensivmannschaften im Wettbewerb, sie sind sehr gut gecoacht. Das macht den Erfolg für uns noch ein wenig süßer. Unsere Arbeit im Rebound und der Umgang mit dem Ball waren heute die beiden entscheidenden Faktoren. Mathematisch ist es ganz einfach: Mit mehr Chancen als der Gegner hat man mehr Chancen auf den Sieg. Und diese Rechnung ist heute für uns aufgegangen.“

Kur Kuath: „Das Gefühl nach dem Sieg ist sehr gut. Auch, wenn wir diesen jetzt nicht zu hoch hängen dürfen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir haben gezeigt, dass wir das Potenzial haben, mit den besten Teams im Wettbewerb zu spielen. Es freut mich sehr, dass ich heute der Defensivanker sein konnte, der ich sein will und in den meine Teamkollegen ihr Vertrauen setzen.“

Osaro Rich: „Ich bin super happy. Das breite Grinsen konnte ich nicht für mich behalten. Es war wichtig zu zeigen, dass wir anders spielen können als zuletzt in der Liga. Unsere Mentalität hat in meinen Augen heute den Unterschied gemacht. Wir waren von Beginn an mit allem, was wir haben auf dem Feld.“

Für Marvin Willouhgby war der Tipoff ein magischer Moment. Denn mit Ismet Akpinar stand ein Jugendspieler der ersten Tage, den Willoughby damals noch selbst trainiert hatte, von Beginn an auf dem Parkett. Allerdings nicht für die Veolia Towers, sondern EuroCup-Gegner Turk Telekom Ankara. Doch auch das aktuelle Team wusste, ihren Boss zu verzaubern. Mit viel Entschlossenheit attackierten die Hamburger in der Anfangsphase, verteidigten ausgesprochen physisch. Und brachten sich so gegen die Gäste aus der türkischen Hauptstadt zur Mitte des ersten Viertels zweistellig in Front. Dass die Hanseaten nach jeder gelungenen Aktion auch verbal explodierten, wirkte für die 1838 Zuschauer wie eine Initialzündung. Unter tosendem Jubel versenkte Leif Möller erst einen Dreier nach sehenswerter Ballstafette, anschließend donnerte Kur Kuath einen Alley-Oop durch die Reuse. Das 14-Punkte-Plus nötigte Ankara eine Auszeit ab. Nach der Unterbrechung drückte Ankara, verkürzte leicht. Der zweite Distanztreffer der Türken sorgte für den 27:19-Zwischenstand.

Towers mit aussichtsreichen Chancen

Nach der Viertelpause setzte die Mannschaft von Erdem Can ihre Druckphase fort. Als Dreh- und Angelpunkt etablierte sich Neuzugang Braian Angola, der bis zur Halbzeitpause bereits 14 Punkte gesammelt hatte. Auf Seiten der Veolia Towers kristallisierte sich Kur Kuath mehr und mehr als X-Faktor heraus. Der 2,08 Meter große Südsudanese war nicht nur im Scoring und beim Rebound zur Stelle – sondern verstand sich auch darin, als defensiver Anker die Wurfauswahl der Gäste entscheidend zu verändern. Mit seinem zweiten Block leitete der Center einen 80-Run ein, der den Hamburgern einen 14-Punkte-Vorsprung einbrachte. Auch im Anschluss kamen die Hausherren weiter zu aussichtsreichen Chancen, die jedoch ungenutzt blieben. Denn Ankara hatte deutlich an Intensität zugelegt. Was sich auch direkt in einem 11:0-Gegenstoß widerspiegelte. Und womit die verdiente Hamburger Führung zur Halbzeit bis auf 43:39 eingeschmolzen war.

Nach dem Seitenwechsel waren beide Teams zunächst äußerst bemüht, jede Form eines möglichen Fehlers zu vermeiden. Die Gefahr eines Laufs schien sich leicht in die Köpfe eingebrannt zu haben. Was zwar einerseits in zum bisherigen Verlauf vergleichsweise ereignisarmen Minuten resultierte, spielte den Veolia Towers gleichermaßen in die Karten. Mit drei Treffern aus der Distanz in Serie ließen sie ihr Punktepolster wieder ordentlich anschwellen. Anschließend nahm das Spielgeschehen wieder mehr Tempo auf. Das konnten die Hamburger nicht nur mitgehen, sie gaben es sogar vor. Angeführt von Kuath und Osaro Rich, der sich mit sechs Punkten im dritten Abschnitt zum Topscorer aufgeschwungen hatte, wuchs der Vorsprung weiter an. Nach einem gewitzten Einwurf-Spielzug legte Kenneth Ogbe per Dreier auf 16 Zähler vor. Mit dem Buzzer stellte Ankara den Spielstand vor den letzten zehn Minuten auf 65:51.

Erster EuroCup-Sieg seit anderthalb Jahren

Dann ein kurzer Schreckmoment zu Beginn des Schlussviertels. Während eines Angriffs der Türken blieb Brae Ivey mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Der Guard hatte gleich zweimal unglücklich das Knie eines Gegners an den Hinterkopf bekommen. Kurz geschüttelt sorgte US-Guard für drei weitere Punkte. Und stand auch in der nächsten Sequenz im Mittelpunkt: allerdings unglücklich, in Form eines unsportlichen Fouls. Während Ivey eine Zwangspause erhielt, blieben die Veolia Towers drückend und gingen nach Dreiern von Ogbe und Lottie mit 18 Punkten in Führung. Wieder setzte Ankara zum Konter an, verkürzte mit neun unbeantworteten Punkten. Wieder per Dreier, der Hamburger Paradedisziplin (18/44, 40%) an diesem Abend, stoppte Kenneth Ogbe den Lauf. Und kitzelte damit die letzten Kraftreserven aus sich und seinen Teamkollegen heraus, um auch den Crunchtime-Ansturm von Turk Telekom Ankara zu überstehen. Der verdiente Lohn war ein 89:77 und damit der erste Heimsieg im BKT EuroCup seit Ende März 2023.

Stats: Ivey (15, 7 Ast.), Rich (16, 3 Reb.), Lottie (14, 7 Ast.), Möller (3), Grey, Reece (2, 5 Reb.), Barnett (9, 7 Reb., 3 Stl.), Kuath (15, 9 Reb., 3 Blk.), Ogbe (13, 6 Reb., 3 Ast.), Heckmann (2, 3 Stl.)