Unliebsames Weihnachtsgeschenk der Riesen
Die Veolia Towers unterliegen den MHP RIESEN Ludwigsburg in einer physischen Partie mit 66:73. Dabei leisten sich die Hamburger 27 Ballverluste und geben 24 Offensivrebounds ab. Brae Ivey wird mit 20 Punkten Topscorer.
Benka Barloschky: „Es waren die Ballverluste und Offensivrebounds, die den Ausschlag gegeben haben – da haben wir Negativrekorde aufgestellt. Im Endeffekt haben wir Ludwigsburger- und keinen Towers-Basketball gespielt. Wir wollten eigentlich dagegenhalten, haben es aber nicht geschafft. Und waren im Kollektiv einfach nicht gut genug. Wir selbst hatten 43 Würfe, das ist einfach nicht genug. So kann man nicht effizient Basketball spielen. Ludwigsburg hatte 80 Würfe. Da ist es schon mathematisch schwer.“
Brae Ivey: „Ich bin sehr frustriert. Ich habe das Gefühl, wir haben eine gute Chance verspielt. Wir hatten vor der Partie eine sehr gute Form. In den letzten Spielen haben wir es geschafft, mit unserer DNA das Spiel zu kontrollieren, den ersten Schlag zu landen. Heute waren wir es nicht, sondern Ludwigsburg. Wir wussten, dass Ludwigsburg das beste Team in der Liga ist, physischer aufzutreten als der Gegner. Heute haben sie mehr Herz gezeigt, das dürfen wir eigentlich nicht zulassen.“
Es wurde schnell deutlich, dass die MHP RIESEN genau das im Gepäck haben sollten, was sie sich selbst auf den Wunschzettel geschrieben haben. Und zwar Verteidigung am Rande der Legalität. Entsprechend physisch ging es direkt von Beginn zur Sache. Bodychecks, fliegende Hände und eiskalter Atem im Nacken der Gegenspieler charakterisierten die Ludwigsburger Körpersprache. Die Veolia Towers versuchten es mit kühlem Köpfchen und möglichst viel Ruhe im Ballvortrag. Ballverluste aber blieben nicht aus – neun waren es bereits im ersten Viertel. Und neben den drei Offensivrebounds, die die Mannschaft von John Patrick im ersten Spielabschnitt eingesammelt hatte, der Hauptgrund für eine erste Führung der Gäste. Nach nicht einmal fünf Minuten hatten die Schwaben das Foullimit erreicht. Profitieren konnten die Hamburger davon aber nicht. Zu selten kamen sie an die Freiwurflinie. Erfolgreiche Abschlüsse aus dem laufenden Spiel bekamen die 3400 Fans in der zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauften Inselpark Arena für knapp sechs Minuten nicht zu sehen. Zum Ende des ersten Viertels leuchtete ein 12:15-Rückstand auf der Anzeigetafel.
Towers trotz Ludwigsburger Chancenplus in Schlagdistanz
Mit einem Distanzwurf, dem ersten erfolgreichen im fünften Versuch, eröffnete Niklas Wimberg den zweiten Abschnitt für sein Team. Und beendete damit erst einmal die Hamburger Durststrecke. Spielbestimmend aber blieben die Ludwigsburger. Ex-Tower Jonas Wohlfarth-Bottermann mogelte erst einen Abschluss durch die Reuse, war anschließend immer wieder entscheidend beim Offensivrebound zur Stelle. Bis auf neun Zähler zogen die Riesen zwischenzeitlich weg. Auch weil sie Brae Ivey ein unsportliches Foul anhängen konnten. Mit einem starken Zug zum Korb wusste er sich jedoch postwendend zu revanchieren. Allerdings schien der US-Amerikaner nun als Ziel ausgemacht. Ludwigsburg attackierte den Guard mit immer wechselnden Looks. Und provozierte damit, nicht nur bei Ivey, weitere Ballverluste. Bis zur Halbzeit waren es mittlerweile 15 – sodass sich ein deutliches Chancenplus für Ludwigsburg zeigte. Während die Veolia Towers gerade einmal 16 Abschlüsse loswurden, waren es bei den Riesen schon ganze 40 Versuche. Trotz des deutlichen Ungleichgewichts waren die Hamburger zur Halbzeit (29:35) noch immer in Schlagdistanz.






Nicht nur die Pause tat gut, sich etwas vom destruktiven Ludwigsburger Spiel zu erholen. Sondern auch der 8:0-Start mit dem Veolia Towers die Führung wieder an sich reißen konnten. Weil Kenneth Ogbe nach fünf Punkten der Riesen bereits den dritten Dreier in nicht einmal drei Minuten einnetzte, sah sich John Patrick zur Auszeit gezwungen. Und ließ sein Team anschließend das angezogene Tempo mitgehen. Was der allgemeinen Ansehnlichkeit der Partie des 12. Spieltages deutlich guttat. Weil sich Ludwigsburg aber immer noch zu viele zweite Chancen sichern konnte, übernahmen die Schwaben für rund vier Minuten wieder die Führung. Da das Punkteplus jedoch nur marginal war, genügten drei Zähler von Kur Kuath, um das Pendel auf die andere Seite ausschlagen zu lassen. Für knapp zwei Minuten ging es weiter munter hin und her. Ehe sich das Vorweihnachtsspiel beim 51:51-Ausgleich vor den letzten zehn Minuten einpendelte.
Hamburger können ihre wenigen Chancen nicht nutzen
Das Schlussviertel begann für die Veolia Towers mit zwei unglücklichen Ballverlusten. Es waren mittlerweile mehr als 20, die sich auf dem Statistikbogen niedergeschlagen hatten. Da jedoch auch die Ludwigsburger zweimal das Spielgerät herschenkten, vergingen knapp zwei Minuten ohne Zählbares. Nach drei Ludwigsburger Fouls und ebenso vielen ungenutzten Hamburger Chancen, waren es die Gäste, die die ersten Punkte im vierten Viertel erzielten. Mit einem eng verteidigten Dreier aus der linken Ecke hatte Osaro Rich jedoch genau die richtige Antwort parat. Weniger passend dagegen waren die folgenden zweieinhalb Minuten, in denen die Hamburger punktlos blieben. Dem 6:0-Spurt liefen die Hanseaten fortan hinterher. Und sahen sich nicht nur mit der Defensive der Riesen, sondern zusätzlich auch der ebenso unnachgiebig herunterlaufenden Spielzeit konfrontiert. Dem doppelten Druck geschuldet, produzierten die Towers zwei weitere Ballverluste. Und lagen zwei Minuten vor dem Ende zum ersten Mal an diesem Abend zweistellig zurück. In der noch verbliebenen Spielzeit pressten die Hamburger zwar über das gesamte Feld, bekamen aber nicht mehr genug Angriffe zusammen, um die Partie noch einmal zu drehen. So blieb letzten Endes die 66:73-Niederlage als unliebsames Vorweihnachtsgeschenk.
Stats: Ivey (20, 4 Reb., 4 Ast.), Rich (9), Lottie (4, 3 Ast.), Wimberg (5), Barnett (6, 6 Reb.), Stove (4, 5 Reb., 3 Ast.), Kuath (11, 10 Reb., 3 Ast.), Ogbe (6, 4 Reb.), Turudic (1)